Wenn aus Unbekannten Brüder werden
Viele haben uns abgeraten, kurz nachdem wir Tigrou zu uns geholt haben, eine zweite Katze nach Hause zu bringen. Man sagte uns, dass es vor allem mit zwei Männchen sehr kompliziert werden würde und Revier-Kämpfe vorprogrammiert seien. Wir haben uns dennoch entschieden, den Versuch zu wagen. Schlicht und einfach, weil wir gesehen haben, dass Tigrou einen Spielkameraden brauchte.
Als Winnie zu uns kam, war Tigrou sechs Monate alt und bereits kastriert. Er hatte die Wohnung für sich eingenommen, seine Lieblingsplätze gewählt und genoss unsere ungeteilte Zuwendung. Winnie hingegen war - wie im ersten Blogeintrag kurz angeschnitten - ein Häufchen Elend. Er war unterernährt (gemäss Tierarzt 650g statt der normalen 1,2 Kilo), eingeschüchtert und hatte ein struppiges Fell. Was ihm genau angetan worden war, wissen wir bis heute nicht.
Der erste Tag des Kennenlernens zwischen unseren beiden Herren war der komplizierteste. Winnie verkroch sich gleich nach der Ankunft unter unserem Sofa, wo er Stunden lang blieb. Tigrou sass davor und beobachtete den Neuankömmling mit Argusaugen. Am nächsten Tag brachten wir Winnie zum Tierarzt; erstens um seinen Allgemeinzustand zu kontrollieren und zweitens um ihn - sofern möglich - impfen zu lassen. Als wir vom Termin nach Hause gekommen sind, wartete Tigrou vor der Türe, um Winnie zu trösten. Ab dann war der Bann gebrochen.
Tigrou kümmerte sich am Anfang rührend um seinen neuen Bruder. Er brachte ihm bei, dass nicht alle Menschen böse waren, beschützte ihn in der Katzenpension vor den anderen Katzen und zeigte ihm die tollen Plätze in unserer Wohnung. Und Winnie dankt ihm das bis heute tagtäglich. Winnie lässt Tigrou kaum aus den Augen, schmiegt sich wann immer möglich an seinen grossen, starken Beschützer und lässt Tigrou jederzeit den Vortritt bei Futter und Wasser.
Vielleicht hatten wir einfach Glück: Aber eine zweite Katze in die Wohnung zu holen, war der beste Entscheid, den wir treffen konnten! Wir haben ihn bis heute keine Sekunde bereut!